Der Cashflow ist für Unternehmen eine der wichtigsten Betriebskennzahlen. Doch: Was sagt er genau aus? Wie wird er berechnet? Und: Wie kann er verbessert werden? Lesen Sie hier die wichtigsten Grundlagen zum Cashflow.
(Lesedauer: 4 Minuten)
Ein Unternehmen ist nur dann gesund, wenn auch sein Cashflow positiv ist. Schließlich gibt er Aufschluss über die Ertrags- und Finanzkraft eines Unternehmens und gilt daher als eine der wichtigsten Betriebskennzahlen – sowohl für das Unternehmen selber als auch für Analysten, Wirtschaftsprüfer, Investoren und Aktionäre. Doch was versteht man eigentlich genau unter dem Cashflow?
Mit der Cashflow-Berechnung – auch Mittel-, Geldfluss- oder Kapitalflussrechnung genannt – wird der Geldzufluss oder –abfluss eines Unternehmens in einer bestimmten Abrechnungsperiode ermittelt. Und zwar aus der gewöhnlichen operativen Tätigkeit, sprich: Nicht zahlungswirksame Vorgänge wie Rückstellungen oder Abschreibungen werden im Cashflow ausgeblendet. Während also etwa Reserven, Anlagevermögen, Patente oder Markenrechte durch buchhalterische Kniffe ein Bilanzergebnis beeinflussen oder auch beschönigen können, bleibt der Cashflow ehrlich: Wahrheitsgemäß gibt er an, was am Ende des Geschäftsjahres tatsächlich unterm Strich in der Kasse hängen bleibt.
Lücken in der Finanzierung aufdecken
Der Cashflow gehört zu den effektivsten und besonders einleuchtenden betriebswirtschaftlichen Messgrößen. Sind die laufenden Einnahmen aus dem operativen Geschäft höher als die Betriebsausgaben und Wareneinkäufe, ist dies ein Zeichen für ein erfolgreiches Geschäftsmodell.
Sind die Umsatzerlöse jedoch zu klein oder bleiben ganz aus, drohen dem Unternehmen Lücken in der Finanzierung – und schlimmstenfalls Insolvenz. Das kann unter Umständen innert kurzer Zeit geschehen, wenn nicht mehr ausreichend Geldmittel vorhanden sind, um Rechnungen zu bezahlen. Vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen können so rasch in die Bredouille geraten. Daher sollten Unternehmen ein besonderes Augenmerk auf den Cashflow legen, gerade weil er weniger manipulierbar ist als andere Kennzahlen.
Cashflow berechnen
Es gibt zwei Methoden, mit denen sich der Cashflow berechnen lässt: Die direkte und die indirekte Methode. Meistens kommt die indirekte Methode zur Anwendung. Hier werden zum Gewinn (oder Verlust) sämtliche Aufwände addiert, die nicht liquiditätswirksam sind – etwa die Bildung von Rückstellungen, Abschreibungen, Zunahmen der Kreditoren, etc. Ebenso werden alle nicht liquiditätswirksamen Erträge wie die Auflösung von Rückstellungen, Zunahmen der Debitoren oder periodenfremde und außerordentliche Erträge (etwa der Verkauf von Maschinen oder Beteiligungen) subtrahiert.
Cashflow-Berechnung nach der indirekten Methode:
Bei der direkten Methode der Cashflow-Berechnung dienen dagegen die liquiditätswirksamen Erträge und Aufwände als Grundlage. Zu den Erträgen gehören etwa Umsätze, Desinvestitionen, Beteiligungs- oder Zinserträge. Von diesen werden sämtliche zahlungswirksamen Aufwendungen abgezogen – also beispielsweise Lohn-, Material- und Warenaufwände, Investitionen etc.
Cashflow-Berechnung nach der direkten Methode:
Bei beiden Methoden erhalten Sie das gleiche Resultat. Fällt dieses negativ aus, spricht man auch von Cashdrain, was so viel wie Bargeldabfluss bedeutet. Wichtgi zu wissen: Starten Sie die Rechnung mit einem Reinverlust, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass auch ein Cashdrain resultiert. Umgekehrt bedeutet ein Reingewinn nicht zwangsläufig ein positiver Cashflow.
Cashflow-Management: So geht’s
Der Cashflow zeigt, ob die selbst erarbeiteten Mittel ausreichen, um die Existenz einer Firma langfristig zu sichern. Er gibt Auskunft über die Wettbewerbsfähigkeit, verfügbare Barmittel und Insolvenzgefahr eines Unternehmens – und ermöglicht deshalb eine präzisere Finanzplanung. Doch: Wie sieht ein umsichtiges Cashflow-Management aus? Was können Unternehmen tun, um den Cashflow zu verbessern? Diese Tipps helfen den Cashflow in den Griff zu kriegen:
- Kredite kontrollieren: Wenn ein Unternehmen seine Rechnungen pünktlich bezahlt, sich die Kunden damit aber Zeit lassen, entstehen Lücken im Geldfluss. Definieren Sie klare Kreditgrenzen und Zahlungsbedingungen für Ihre Kunden. Stellen Sie sicher, dass Rechnungen prompt verschickt werden und Kunden unverzüglich erinnert bzw. gemahnt werden, wenn diese die Zahlungsfrist nicht einhalten.
- Umsätze einschätzen: Die Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen kann aus verschiedenen Gründen schwanken – mit direkten Folgen für den Cashflow. Regelmäßig Umsatzprognosen helfen, rechtzeitig auf mögliche Veränderungen zu reagieren.
- Unnötige Ausgaben vermeiden: Überlegen Sie sich bei jeder betrieblich bedingten Anschaffung, ob diese auch wirklich notwendig ist und ob der Nutzen in Relation zu den Kosten steht. Vermeiden Sie Spontankäufe und wägen Sie immer zuerst Pro und Contra einer Anschaffung ab.
- Lieferantenkonditionen aushandeln: Unter Umständen sind Ihre Lieferanten bereit, Ihnen eine längere Zahlungsfrist zu gewähren. Durch den Zeitgewinn verbleiben Barbestände länger im Unternehmen – was sich positiv auf Ihre Zahlungsfähigkeit auswirkt. Bedenken Sie aber, dass Sie bei verlängerter Zahlungsfrist auf das Skonto verzichten, das Ihnen der Lieferant unter Umständen bei schneller Bezahlung anbietet.
- Bestände verwalten: Damit Einnahmen stetig fließen, müssen Sie Ihre Bestände gut organisieren. Bestimmen Sie, was schnell und mit Gewinn verkauft werden kann. Sind Sie kurzfristig auf Barmittel angewiesen, lohnt sich der Verkauf älterer Bestände – mit Rabattaktionen lassen sich auch diese meistens noch absetzen.
- Gute Kontakte zu Geldgebern pflegen: Auch Ihre Bank oder ein potenzieller Investor kann Ihnen bei Anschaffungen, Betriebserweiterungen, etc. weiterhelfen. Die Kontaktpflege ist bei Geldgebern deshalb besonders wichtig – und sollte nicht erst dann beginnen, wenn Sie von ihnen einen Kredit benötigen. Um bei den Verhandlungen erfolgreich zu sein, sollten Ihre Unterlagen stets aktuell sein und Ihre Geschäftszahlen überzeugen. Sollte es bei der Rückzahlung der Schulden Probleme geben, sollten Sie sofort mit dem betreffenden Geldinstitut oder Investor Kontakt aufnehmen. Die Situation totzuschweigen, bringt gar nichts – außer vielleicht noch mehr Probleme.
Janina Zaminer, übernommen von Patrick Ottiger