Der Chief Financial Officer (CFO) ist längst kein Controller oder “oberster Buchhalter“ mehr. Heute hat er eine Schlüsselrolle im Unternehmen und trägt wesentlich zu dessen Erfolg bei. Der CFO ist Business Partner und Wachstumstreiber im digitalen Wandel.
(Lesedauer: 4 Minuten)
Die Rolle des Finanzleiters bzw. des CFO eines Unternehmens hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Aus dem Verwalter ist ein strategisch denkender Partner auf C-Level geworden. Neben Zahlenverwaltung und Transaktions-Controlling ist heute auch unternehmerische Verantwortung gefragt. Denn um ihre Position auf ihren jeweiligen Märkten zu verteidigen, stehen Unternehmen vor einer dreifachen Herausforderung:
- Sie müssen ihr Geschäftsmodell neu bewerten. Beispielsweise mit der (Weiter-)Entwicklung von Produkten, damit sie Mehrwerte bieten, z.B. mit der Einführung von Abo-Modellen für Dienstleistungen.
- Sie müssen ihre kollektive Intelligenz fördern, indem sie interne Silos aufbrechen und privilegierte Beziehungen zu ihren wichtigsten Lieferanten pflegen und so ein innovatives und dynamisches Ecosystem entwickeln.
Technologie-Know-how als Schlüsselkompetenz
Neben Erfahrung, Fachwissen und Management-Fähigkeiten benötigt der CFO insbesondere auch fundiertes IT-Know-how. So muss er etwa das Potenzial eines intelligenten Finanz-ERP kennen und sich dieses zu Nutzen machen können. Ein ERP-System wie Sage X3 befähigt den CFO auf verschiedenen Ebenen und in seinen unterschiedlichen Rollen, den Überblick zu behalten und Einfluss auf Prozesse zu nehmen.
Schließlich ist der CFO involviert in Aufgaben wie die Vereinheitlichung betrieblicher Abläufe, Beschleunigung von Prozessen und die Sammlung, Analyse und Auswertung von Finanzdaten.
Viele CFO sind der Ansicht, dass Unternehmen in neue Technologien investieren müssen. Dies geht aus einer internationalen Gartner-Studie hervor, bei der im Mai 2020 161 Chief Financial Officers über die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie befragt worden sind. So vermuten 24% der Befragten, dass künftig mehr Ausgaben für die robotergestützte Prozessautomatisierung anfallen. 20% erwarten mehr Investitionen in cloudbasierte ERP-Technologien, 19% in fortgeschrittene Datenanalysen. Weiter heißt es in der Studie: „Unternehmen arbeiten heute mit weniger Personal zur Ausführung wichtiger Prozesse und unter sehr großen Kostendruck. Dies hat dazu geführt, dass Unternehmen schneller zur Cloud übergehen, mehr Robotik in ihren Prozessen einsetzen und den Bedarf an fortschrittlichen Analysetechnologien für eine effektive Planung deutlich machen.“
Die Rollen des CFO
In vielen Unternehmen ist der CFO ein Business Partner mit mehreren Rollen, die fließend vom operativen Berater bis hin zum strategischen Vordenker des Unternehmens reichen. Als Stakeholder in vielen wichtigen Prozessen, die oft mit der digitalen Transformation verbunden sind, hat der CFO die Karten in der Hand, um einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Herausforderung zu leisten. Der moderne Chief Financial Officer kann im Unternehmen eine oder mehrere der folgenden Rollen einnehmen:
Der CFO als operativer Berater
Nachdem der CFO mit seinem Team die Prozesse in der Finanzfunktion vor allem durch den Einsatz neuer digitaler Ressourcen optimiert hat, stehen nun weitere Leistungsquellen im Fokus. Als operativer Berater versucht der CFO
- die Gesamtleistung der Organisation zu verbessern. Etwa, indem er die Geschäftsbereiche bei der Implementierung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten unterstützt.
- das Image des Unternehmens zu verbessern. Dazu müssen messbare Verpflichtungen formuliert und schließlich erfüllt werden.
- das Vertrauen von Kunden und Lieferanten zu stärken – und zwar mit transparenten Bedingungen und der strikten Einhaltung von Zeitplänen.
Der CFO als digitaler Evangelist
Die digitale Transformation ist einer der Schlüssel zur Auflösung von Silos und zur Beschleunigung des Datenaustauschs. In Organisationen, die sich bemüht haben, jeden ihrer Geschäftsprozesse zu digitalisieren, geht der Trend nun hin zu flüssigen Schnittstellen, digitalen Workflows und zur Vereinheitlichung des Informationssystems. Einzelne Prozesse isoliert zu digitalisieren, reicht nicht aus, um die digitale Transformation zu leben. Dies hat der CFO als digitaler Evangelist erkannt.
Die Finanzverantwortlichen, die besonders an der Beschleunigung des Informationsflusses interessiert sind, stehen oft an vorderster Front, wenn es darum geht, diesen Wandel zu initiieren und zu managen. Deshalb sollten Organisationen die Vision des Evangelisten-CFO nutzen, um die Einführung neuer digitaler Anwendungen zu fördern. Zum Beispiel setzt sich der CFO zusammen mit dem CIO vermehrt mit Aufgaben auseinander wie:
- Den Einsatz von Business-Intelligence-Tools zur besseren Nutzung von finanziellen und nicht-finanziellen Daten.
- Die Verbesserung der IT-Sicherheit und Verhinderung von Cyber-Angriffen.
- Die Entwicklung interner Regeln und Einhaltung gesetzlicher Anforderungen.
Der CFO als Stratege
Die Fähigkeit des CFO, sich an der Entwicklung der Unternehmensstrategie zu beteiligen, kann viele Formen annehmen. Der CFO erkennt und nutzt Möglichkeiten zur Wertschöpfung. Es definiert Szenarien und Simulationen. Und er hilft, Risiken zu erkennen und zu kontrollieren. Die Herausforderungen des Strategen-CFO sind unter anderem:
- Die Steigerung der allgemeinen Wettbewerbsfähigkeit der Organisation. Insbesondere durch die Beschleunigung der Zyklen für den Abschluss, die Entscheidungsfindung oder die Freigabe neuer Produkte.
- Erfolgreiche Umsetzung von Wachstumsstrategien: Erwerb und Integration neuer Tätigkeitsbereiche, Ausgliederung von Start-Up-Aktivitäten oder Veräußerung von Geschäftsbereichen außerhalb des Kerngeschäfts unter den bestmöglichen Bedingungen.
- Überdenken des Wertschöpfungsprozesses und des Wirtschaftsmodells des Unternehmens. Beispielsweise, indem Unternehmen neue Kundenerwartungen wie Personalisierung, Rückverfolgbarkeit, Abonnement-Modi, Miete oder verbrauchsabhängige Abrechnung integrieren.
Der CFO als Strategie-Promoter
Neben dem CEO kommt auch dem CFO – als engagierte und aufgeklärte Inspirationskraft – eine wichtige Rolle zu, wenn es um die Umsetzung der Unternehmensstrategie geht. Er ist in der Lage, eine globale und verständliche Vision der Wertschöpfungsstrategie zu liefern. Dies ist von besonders hohem Wert. Gerade dann, wenn ein Unternehmen sein Geschäftsmodell umkrempelt, um Handlungsspielraum zu gewinnen und zu reinvestieren – im direkten Kontakt mit seinen Kunden.
Außerdem erklärt der CFO, wie die Organisation ihre Ressourcen wirksam einsetzt und wie sie mit den Auswirkungen ihrer strategischen Kompromisse umgehen soll. Die Stimme des CFO reicht über den wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Bereich hinaus. Sie umfasst die gesellschaftlichen Aspekte, die den Ruf eines Unternehmens und damit seinen Goodwill ausmachen. Die zu vermittelnden Botschaften sind durchaus komplex. Die Vielfalt der Gesprächspartner, Adressaten und Involvierten reicht von unterschiedlichsten internen Stakeholdern über Schlüsselkunden, Investoren und Institutionen bis zu Behörden und Medienvertretern.
Janina Zaminer, übernommen von Matthias Rem