Warum gutes Netzwerken so wichtig für die Unternehmensnachfolge ist.
Laut einer Studie der KMU-Forschung Austria werden etwa 41.700 kleine und mittelständische Unternehmen bis 2027 auf der Suche nach Nachfolgern sein. Das entspricht zirka 26% der heute gemeldeten kleinen – und mittelständischen Unternehmen in Österreich und 404.000 Arbeitsplätze, die durch Unternehmensübergaben gesichert werden können.
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Laut dem Standard fehlten 2017 18 Prozent der österreichischen Unternehmen ein passender Nachfolger. 2018 berichtete der Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode D&B, dass 83.000 Unternehmen auf der Suche nach einem Nachfolger wären. Eines ist klar: Die Suche nach dem passenden Unternehmensübernehmer ist nicht leicht – vor allem dann, wenn man nicht auf Familienangehörige setzen kann.
Problemlösung: Mehr Zeit und mehr Netzwerken
Was können Unternehmen also tun, um auf dieses Problem vorbereitet zu sein? Eine Strategie ist der Zeitfaktor: Das Thema Übernahme muss früh angegangen werden.
Eine zweite Strategie, die Erfolgschancen zu erhöhen, heißt: Netzwerken. Wer als scheidender Unternehmer ein großes Netzwerk hat, kann möglicherweise aus einem Pool an geeigneten Kandidaten schöpfen. Erstens hält diese Strategie den Aufwand für die Suche gering und zweitens ist es ein enormer Vorteil, den Nachfolger persönlich, aus Zusammenarbeit in der Praxis oder aus Fachkreisen, zu kennen. Das Risiko zu scheitern ist geringer, wenn die Chemie zwischen den Beteiligten stimmt.
Auch umgekehrt gilt: Wer als Nachfolger auf der Suche nach einem geeigneten Unternehmen ist, profitiert am meisten durch persönliche Kontakte und ein weitreichendes Netzwerk.
Netzwerken heißt in die eigene Zukunft investieren
Ein gutes Netzwerk erfordert jahrelange Aufbauarbeit. Das bedeutet nicht nur Kontakte aufzubauen, sondern diese auch zu pflegen. Der Aufbau und die Pflege von Kontakten bedeuten meist erstmal zu geben: Wissen teilen, anderen helfen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, auf sich aufmerksam machen – alles oft, ohne dass direkt Umsätze erwirtschaftet oder konkrete Ergebnisse erzielt werden. Präsenz auf relevanten Veranstaltungen zu zeigen, ein professioneller Messeauftritt oder die Beantwortung von Social Media Anfragen kostet Zeit und Geld. Auch permanentes Lernen und Weiterbilden ist notwendig, wenn man sich als Experte vernetzen will.
Auf der anderen Seite zeigt sich ein gutes Netzwerk oft als das Wertvollste, was man i Business hat – egal ob als Unternehmer, Führungskraft oder Mitarbeiter. In Zeiten des Informationsüberflusses sind Kontakte, vor allem persönliche, wichtiger denn je. Die Reichweite eines guten Netzwerks ist ebenfalls nicht zu unterschätzen: Kontakte multiplizieren sich oft mit Kollegen, Co – Workern und Freundesfreunden in der Branche. Wer also stätig in sein Netzwerk investiert, seine Kontakte pflegt und auffrischt, investiert bestens in die Zukunft.
Business-Netzwerke und persönliche Kontakte stärken
Sich sichtbar machen und aus dem Hintergrund zu treten ist somit die bessere Lösung, als sich zu verstecken. Das fängt im realen Leben an: Wer bei einem Event nur an der Seite steht und kaum ein Wort von sich gibt, lernt auch niemanden kennen. Hier wirken die Bereitschaft zum Wissensaustausch, die Fähigkeit zum Zuhören, diplomatische Offenheit und Geheimzutaten wie eine Prise Humor oder Begeisterungsfähigkeit oft Wunder – das bewirkt, dass man neuen Geschäftspartnern im Gedächtnis bleibt.
Soziale Netzwerke
Durch die Digitalisierung ist nicht nur der Aufwand zum Netzwerke so gering wie noch nie, sondern das Potenzial umso größer. Einen Webauftritt hat heute (fast) jedes Unternehmen. Noch besser ist es, wenn Sie auch in Zielgruppen – relevanten sozialen Netzwerken aktiv und damit regelmäßig präsent sind. Im B2B – Bereich gibt es zum Beispiel auf LinkedIn hochwertigen Austausch zwischen Firmen und Fachleuten in allen möglichen Branchen.
In dem Newsfeed im Facebook – Stil gibt es täglich Inspirationen zu entdecken, gleichzeitig ist es einfach, als Unternehmen oder Einzelperson auf wertige Inhalte zu verlinken, andere zu liken und weiterzuempfehlen. Wer hier aktiv ist, bekommt öfter Einladungen von Kontakten aus der Branche. Gleichzeitig ist das Vernetzen mit neuen Kontakten sehr einfach – und praktisch hat jedes vollständige LinkedIn – Profil einen aussagekräftigen Lebenslauf.
Wer vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv ist, sollte auch das auf das DACH – Sprachraum (Deutschland/Österreich/Schweiz) spezialisierte Business – Netzwerk Xing nicht vergessen. Xing hat in Sachen News nachgelegt und macht das Veröffentlichen von Beiträgen ebenfalls einfach. Ob LinkedIn oder Xing besser ist, muss jeder für sich und je nach Branche, sowie seinen Zielen selbst entscheiden. Wer sichergehen will, gut zu Netzwerken, ist einfach auf dem Portal unterwegs.
Viele Führungskräfte und Experten sind auch auf Twitter unterwegs. Tweets – so nennt man die Beiträge auf Twitter – sind nicht nur für die eigenen Kontakte, sondern die ganze Welt transparent sichtbar. Das verspricht große Reichweite und umgekehrt viel Potenzial für Inspiration und Lernen. Und auch Facebook bietet für Unternehmen viele Möglichkeiten zu kommunizieren – zum Beispiel mit einer Facebook – Unternehmensseite oder dem Engagement in Gruppen.
Nicht zu viel und nicht zu wenig Netzwerken
Gutes Netzwerken bedeutet einen nicht zu unterschätzenden Aufwand, auch wenn die moderne, vernetzte Kommunikation enorm Zeit spart.
Netzwerken ist wie Akquise: Es ist ein ständiger Begleiter im Business – Alltag. Das Netzwerken selbst darf aber nicht zu viel Zeit beanspruchen, so dass der Fokus auf das Kernbusiness verloren geht. Gleichzeitig sollte der Zeitaufwand auch nicht zu klein sein, dass es vor lauter Tagesgeschäft in Vergessenheit gerät. Der wichtigste und beste Tipp ist: Langfristig durchhalten und regelmäßig Netzwerken ist besser als ein Strohfeuer. Viele Kontakte zahlen sich erst nach Jahren aus – aber können genau den richtigen Job, Hinweis oder Kandidaten im entscheidenden Moment bringen. Auch wichtig ist das bekannte Sprichwort: Weniger ist mehr. Lieber nicht jeden Kontakt anfragen oder annehmen, sondern mehr auf Qualität und den Nutzen fürs eigene Business achten. Und auch beim Posten und Weiterempfehlen von Inhalten gilt: Sich am besten auf die Highlights konzentrieren.
Offenheit statt Verschlossenheit in der Nachfolge
Gerade bei Senior – Unternehmern, die sich im digitalen Zeitalter schwerer tun als jüngere Generationen, herrscht Angst vor zu viel Transparenz. Doch das kann nicht nur die Suche nach dem richtigen Nachfolger behindern, sondern auch schon im Vorfeld davon abhalten, wichtige Kontakte zu knüpfen.
Durch die Digitalisierung hat sich die Art der Kommunikation verändert. Kunden können (und werden) öffentlich über ihre Erfahrungen mit Unternehmen auf verschiedenen Plattformen berichten. Wer offen und souverän auf Kritik reagiert, kann hier mehr bewegen als jemand, der schweigt. Auch beim Netzwerken ist Umdenken gefragt: Wer offener kommuniziert und – beispielsweise – sein Fachwissen weitergibt, bekommt vieles zurück. Und wer bekannt gibt, dass ein Nachfolger gesucht wird, bekommt womöglich den entscheidenden Tipp aus dem Netzwerk – und kommt so auf Kandidaten, die nicht nur durch gute Empfehlungen sicher sind, sondern auch welche, auf die der Unternehmer selbst gar nicht gekommen wäre.
Janina Zaminer, übernommen von Stefan von Gagern