Im Trend: Neue Modelle der Unternehmensnachfolge
Sie stehen als Unternehmensnachfolger bereits in den Startlöchern? Oder haben Sie noch Details bezüglich Ihrer Nachfolge zu klären? Ein Blick auf unsere fünf Wege, das klassische Nachfolge-Modell zu ergänzen oder gar abzulösen, gibt Ihnen vielleicht einen Denkanstoß und Inspiration.
(Lesedauer: 4 Minuten)
1. Kooperation mit Startups
Kooperationsformen zwischen etablierten mittelständischen Unternehmen und jungen Startups haben zahlreiche Vorteile: Die Unternehmen lernen und profitieren voneinander, ohne in der eigenen Struktur festgefahren zu sein. Verschiedene Blickwinkel, Unternehmenskulturen und Generationen begegnen sich untereinander. Das ist immer beliebter – vor allem aus Sicht der KMU.
Eine Studie des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) fand aus der Perspektive von Startups heraus, dass 47 Prozent der befragten ein Familienunternehmen als Partner wünschen. Doch mehr als die Hälfte schrecken langwierige Entscheidungsprozesse oder unklare bis unangemessene Erwartungen der Zusammenarbeit ab. Dabei stimmt es zwar, dass unterschiedliche Mindsets das Krisenpotenzial erhöhen, aber dem kann man durch klare und transparente Kommunikation vorbeugen.
Eine Rolle spielen dabei ganz offenbar auch Vorurteile: Immerhin 15 Prozent der befragten Startups haben den Eindruck, Familienunternehmen seien unflexibel – ein No-Go in der Arbeitswelt der Zukunft. Was Hoffnung macht: Je mehr Erfahrung das jeweilige befragte Startup bereits mit Kooperationen hatte, desto besser ist auch der Eindruck eines solchen Geschäftsmodells.
2. Mehrgenerationenmodelle
Viele der Nachfolger betonen, dass gerade die Zusammenarbeit von Jung und Alt als besonders wertvollen Aspekt der Unternehmensübergabe gesehen wird. In die Arbeitswelt strömen laufend junge Köpfe mit neuen Eigenschaften und Ideen. Heutzutage sitzen oft fünf Generationen mit bis zu 50 Jahren Altersunterschied unter einem Firmendach.
Diese Diversität lässt sich systematisch in den Übergabeprozess einbauen: Sind zum Beispiel im Firmenbeirat alle Generationen aus der Belegschaft vertreten, kann ein wirklich fruchtbarer Erfahrungsaustausch entstehen.
Der Vorteil: Ältere Mitarbeiter bringen einen ganzen Schatz an Branchenerfahrung mit, während die Digital Natives gerade im Thema Digitalisierung besonders fit sind.
3. Doppelspitze
Die Geschäftsführung in der Nachfolge nicht ganz allein, sondern in einer Tandemführung zu übernehmen, bietet ohnehin eine Vielzahl an Pluspunkte. Gerade in Familienunternehmen mit einem Geschwisterpaar bildet das Modell eine Chance, die Firma in die familieninterne Nachfolge zu leiten, ohne dass übermäßiger Druck oder ein Konkurrenzgedanke entsteht.
Das Führungsduo kann sich nach Eigeninteressen und Fähigkeiten aufteilen und gegenseitig unterstützen: Denn zu zweit lassen sich die Fußstapfen der eigenen Eltern deutlich schneller und einfacher ausfüllen. Viele sehen im Modell der Doppelspitze einen Treiber für Innovation, multiperspektivischen Austausch und Diversität im Mittelstand.
4. External Corporate Venturing
Ein sehr aktuelles und immer beliebter werdendes Übergabe-Modell in Familienunternehmen ist das sogenannte External Corporate Venturing. Dinah Spitzley berichtete kürzlich in einem Interview: „Die Junior-Generation erhält die Möglichkeit, ein Unternehmen außerhalb der Sphäre des Kernunternehmens zu gründen und dort die nötigen Erfahrungen zu sammeln und zu experimentieren – in Begleitung von Mitarbeitern des Familienunternehmens aus der Senior-Generation.“
Die Unternehmerkinder können sich zunächst selbst verwirklichen, eigene Fehler machen, ihren Führungsstil finden – und sich dann nach dem Ausprobieren für oder gegen die operative Geschäftsführung entscheiden.
5. Gesellschafter-Nachfolge
Die Unternehmensnachfolge muss aber nicht immer operativ sein. Wenn Sie beispielsweise als Unternehmerkind die Firma Ihrer Eltern gerne im Familienbesitz behalten wollen, sich aber nicht in der Rolle der aktiven Geschäftsführung sehen, kommt für Sie vielleicht eine Gesellschafter-Nachfolge in Frage.
Diese lässt sich auch mit einem weiteren flexiblen Modell verbinden: Dem von den Mitarbeitern selbst geführten Unternehmen.
Die Management-Entscheidungen liegen so beim Team, welches sowohl extrinsisch als auch intrinsisch motiviert ist, das Unternehmen zum Erfolg zu führen. Der Stiftungsrat kann weiterhin aus Familienmitgliedern bestehen.
Den eigenen Weg der Unternehmensnachfolge finden
Diese Liste ließe sich noch weiterführen, denn die Arbeitswelt der Zukunft ist agil. Jeden Tag prägen neue Entwicklungen, Innovationen und Technologien die New Work. Das gilt auch für die Unternehmensnachfolge, die nicht nach Schema F ablaufen muss.
Als Nachfolger bringen Sie sowohl persönlich als auch professionell zwangsläufig eine neue Struktur ins Unternehmen mit – also warum diesen, Ihren eigenen Stil nicht schon im Übergabeprozess einbringen? Und wenn Sie sich noch unsicher sind, welchen Weg Sie als Nachfolger gehen wollen: Gehen Sie in den Austausch – mit Gleichgesinnten, Beteiligten, externen Beratern.
Janina Zaminer, übernommen von Jan Friedrich