Unternehmensnachfolge nach (Notfall-)Plan – für alle Fälle vorbereitet
Idealerweise findet die Unternehmensübergabe im Familienunternehmen über einen langen Zeitraum und mit einer detaillierten Strategie statt: So haben Senior- und Nachfolge-Generation ausreichend Gelegenheit, sich über die Ziele und Zukunft des Unternehmens klar zu werden und die Verantwortung für jeden Teilbereich in Ruhe zu übergeben. Doch in der Realität beginnt die Nachfolgeplanung oftmals viel zu spät, was eine Herausforderung für beide Seiten darstellt.
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Auch das Leben spielt nicht immer nach den Regeln: Was passiert, wenn der geschäftsführende Elternteil erkrankt oder sogar frühzeitig verstirbt, ein Schicksalsschlag die eigene Übergabe erschwert oder plötzlich doch jemand abspringt?
- Wer führt das Unternehmen im Notfall vorübergehend weiter?
Diese Person erhält alle nötigen Vollmachten und Zugänge und ist idealerweise in die Geschäftsführung eingearbeitet. Übrigens kann, aber es muss sich dabei nicht um das Unternehmerkind handeln, das die Nachfolge später antreten soll, sofern diese Entscheidung schon feststeht.
Gerade wenn der Notfall innerhalb der Familie auftritt, kann es hilfreich sein, dass jemand von außen kurzfristig die Unternehmensführung ergreift und die Familienmitglieder sich auf das Wohl des Inhabers konzentrieren können.
- Ist die Handlungsfähigkeit der Familie gesichert?
Für den Fall, dass der Geschäftsführer kurzfristig ausfällt, benötigen die übrigen Familienmitglieder Entscheidungsgewalten. Das bedeutet, dass nicht nur im geschäftlichen, sondern auch im privaten Bereich verschiedene Vollmachten im Notfallplan festgelegt sein sollten: Sind die Vorsorge, Pflege und die medizinischen Maßnahmen bei Krankheit oder Unfall geregelt? Im kerngesunden Zustand lassen sich diese Entscheidungen mithilfe externer Beratung leichter und gelassener treffen, sodass die Familie im Fall der Fälle nicht unter Druck steht und möglichst unkompliziert die nötige Hilfe erhält.
- Ist für den Todesfall das Erbe geregelt?
Ein gut ausgearbeiteter Notfallplan bereitet die Unternehmerfamilie auch auf den schlimmsten Fall vor: Wenn der geschäftsführende Elternteil plötzlich verstirbt, müssen sich zu Schock und Trauer nicht noch bürokratische Probleme gesellen. Zur Testamentsregelung gehört unter anderem die Entscheidung über einen oder mehrere Erben, die Absprache mit diesen und die Berücksichtigung der Erbschaftssteuer für die Liquidität des Unternehmens. Sollte es mehrere Erben geben oder drohen Konflikte, kann es Sinn machen, einen Testamentsvollstrecker zu benennen.
Zwar macht es keinen Spaß, sich Szenarien von Krankheit oder Unfall auszumalen, doch ein Notfallplan gibt Sicherheit und entlastet die ganze Familie.
Wie Sie als Nachfolger den Sprung ins kalte Wasser meistern
Für Sie als Unternehmensnachfolger stellt es eine besondere Herausforderung dar, wenn die Übergabe nicht ausreichend geplant stattfinden kann und Sie von heute auf morgen die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen. Das ist jedoch keine Seltenheit. Viele Inhaber machen sich zu spät Gedanken über die Nachfolgeregelung.
Damit Sie als Nachfolger in einem solchen Fall bestmöglich gewappnet sind und Ruhe bewahren können, kommen hier ein paar Tipps für den Sprung ins kalte Wasser!
1. Halten Sie an den Werten des Unternehmens fest
Einer der Gründe dafür, dass Unternehmensnachfolgen scheitern, sind unterschiedliche Wertvorstellungen von Senior-Unternehmer und Nachfolger. Sofern also noch die Zeit da ist, lohnt es sich, in ausführlichen Gesprächen und Workshops mit allen Beteiligten die Vision und Mission der Firma auf lange Sicht schriftlich festzuhalten.
Im Familienunternehmen können Sie diese Maßnahme bereits für die Notfallplanung anregen. Denn so gehen Sie sicher, dass auch Ihre zukünftigen Entscheidungen mit der Vorstellung Ihres Vorgängers übereinstimmen und auf die bestehenden Unternehmenswerte einzahlen.
2. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeiter
Sollten Sie die Nachfolge tatsächlich sehr plötzlich und deutlich früher als erwartet antreten, so ist das für die gesamte Belegschaft eine Umstellung und mit Ängsten verbunden. Möglicherweise hatten Sie noch keine Gelegenheit, sich und Ihre Zukunftspläne für die Firma vorzustellen. Dann ist es umso wichtiger, sich die nötige Zeit für ausführliche Einzel- und Teamgespräche zu nehmen – denn für den Erfolg Ihrer Unternehmensführung ist es von hoher Bedeutung, Ihre Mitarbeiter frühzeitig ins Boot zu holen und auf Ihrer Seite zu wissen.
3. Nehmen Sie externe Beratung in Anspruch
Auch falls Sie den Rat Ihres Vorgängers nicht mehr einholen können, heißt das nicht, dass Sie allein dastehen. Fühlen Sie sich mit Ihrem fachlichen Know-how oder in der Entscheidung über Ihren Führungsstil noch unsicher, können Workshops oder externe Coaches Ihnen weiterhelfen. Auch rechtliche und bürokratische Angelegenheiten sind im Falle eines Notfalls am besten bei Anwälten oder Notaren aufgehoben.
4. Lassen Sie Emotionen zu
Unternehmensübergaben sind für alle Seiten hoch emotional. Auf Seiten des Senior-Unternehmers gibt es Trennungsschmerz und womöglich Vorbehalte, auf Seiten der Belegschaft Unsicherheit, auf Ihrer Seite den Wunsch nach eigenen Entscheidungen und einem eigenen Stil. Auch an diesen zwischenmenschlichen Faktoren kann die Übergabe scheitern: Damit das nicht passiert, kann eine Mediation zwischen Ihnen und Ihrem Vorgänger oder Ihrem Team unterstützen.
Janina Zaminer, übernommen von Jan Friedrich